Dienstag, 5. Januar 2016

Toxoplasmose

 You and me have a disease,
You affect me, you infect me,
I'm afflicted, you're addicted,
You and me, you and me

Schon immer wollte ich einen Artikel zu Toxoplasmose schreiben. Ausschlaggebend war der zum Thema gehörige Wikipedia-Artikel, insbesondere der Teil über Persönlichkeitsveränderungen; diese wurden hier bei uns heiß diskutiert, denn der KB fand und findet es außerordentlich unangenehm, sich vorzustellen, dass ein Parasit statt seines eigenen Verstandes die Kontrolle über Verhalten und Handeln (bis hin zum Suizid) haben könnte. Ich konnte und kann darüber nur lachen. Die Erklärung dafür liegt nahezu auf der Hand und eine Blutuntersuchung sorgte für absolute Klarheit: Ich bin infiziert! Gelacht hat also eigentlich mein Toxoplasma, denn ich habe hier gar nichts mehr zu melden. [Tatsächlich habe ich auch keine Angst vor Katzen oder ihrem (Pipi-)Geruch, was bei Nagetieren als eindeutiges Signal für eine Infektion gehandelt wird.]

Doch das Toxoplasma hat einen Gegenspieler gefunden. Der Kampf um die Weltherrschaft in meinem Körper und meinem Geist beutelt mein armes unterdrücktes Selbst im Moment ganz ordentlich. Ich erkenne mich gar nicht wieder.
Immerhin: Die fehlende Angst vor Katzen ist ungebrochen.

Doch plötzlich bereiten mir Dinge Probleme, die ich bisher eher genossen habe.
Nagut, große Höhen fand ich jetzt noch nie besonders reizvoll. Aber auf 10 Meter breiten Betonbrücken habe ich mich doch immer sicher fühlen können und auch darunter kreuzende Schiffe oder Züge konnten mich nicht erschüttern. Seit sich der Gegenspieler der Toxoplamose eingenistet hat, stellt so eine Brücke eine echte Herausforderung dar. Denn wenn einen plötzlich eine heftige Übelkeit packt und weit und breit kein Gebüsch oder Mülleimer zu erspähen ist, in den man sich dezent entleeren könnte, trägt das nicht zur Entspannung bei. Auch und gerade das Wissen, dass am anderen Ende der Brücke ein fantastisches Buffet auf mich wartete, vergrößerte in der geschilderten Situation meine Verzweiflung eher, als dass es half.
Noch schlimmer war es jedoch auf dem Rückweg über besagte Brücke. Da waren offensichtlich beide Parasiten Parteien so außerordentlich erzürnt über den jeweils anderen, dass sich auch nach Verlassen der Brücke keine Besserung meines Befindens einstellen wollte. Was zur Folge hatte, dass ich meine Schwester nicht in meinen Lieblingsschokoladenladen begleiten konnte, weil ich fürchtete, in die Auslage zu kotzen.
Dann steht man da und drückt die Nase an der Scheibe platt - hin- und hergerissen zwischen  dem Drang einen Jahresvorrat Schokolade einzukaufen und dem Bestreben, die sorgsam zugeführten Buffet-Brocken nicht wieder von sich zu geben.

Falls einer der Parasiten eines Tages lesen lernen sollte und über diesen Artikel stolpert: 
Dein Papa sagt, ich soll dich nicht Parasit nennen. 
Und vermutlich ändere ich meine Meinung über diese Bezeichnung auch, 
sobald ich wieder Schokolade essen kann.

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